Wie studiert es sich eigentlich, wenn die Uni wegen Corona geschlossen ist?
Davon erzählt unser Student Nicolas Stark aus München.
...so ist also das Online-Unileben. Alle Vorlesungen, Seminare und Übungen werden über Videokonferenzen gehalten (wie im Bild), Erklärvideos und Texte werden per Mail verschickt. Jeder versucht mit der Situation klar zu kommen, jeder legt sich mächtig ins Zeug, um dem Semester ein bisschen Normalität zu verleihen. Und im Großen und Ganzen klappt das tatsächlich auch ganz gut. Langsam läuft auch der Ausleihbetrieb der Bibliotheken wieder an, das heißt man muss ein Formular ausfüllen, welches Buch man braucht und dann wird einem eine Zeit zugeteilt, wann man das Buch abholen darf. Für jedes Buch ein Formular versteht sich...die Bürokratie soll ja nicht zu kurz kommen. Aber man merkt einfach jeden Tag, dass es eine andere Zeit ist, zum Beispiel, was man an einem „normalem“ Unibetrieb so mag. Es sind die kleinen Dinge zwischendurch: dass man nach Veranstaltungen noch ein bisschen mit den Kommilitonen quatscht, sich zum lernen in die Sonne in den Englischen Garten legt oder mit einem Eis ausgerüstet zur nächsten Vorlesung schlendert. Woran ich mich auch gewöhnen musste, dass man, nachdem man eine Vorlesung, ein Seminar - also ein Meeting in der Fachsprache - beendet hat, man doch wieder allein in seinem Zimmer ist. Gestern sollte ich ein Referat über Altäre in frühchristlichen Kirchen halten (übrigens ein spannendes Thema, nebenbei gesagt...). Ich teile also meinen Bildschirm mit dem Kurs, um meine Präsentation zu zeigen, schalte mein Mikrophon an und brabbele so los. Nach ein paar Minuten schaue ich aus Gewohnheit in das vermeintliche Publikum und blicke an die Wand meines Zimmers, denn, genau, die Kommilitonen sind ja in kleinen Kästchen in einer Randspalte am Bildschirm. Auch wenn ich Referate generell nicht so besonders mag, ist es doch um einiges angenehmer, sich mit Personen aus Fleisch und Bult zu unterhalten als mit einem Computer. Neben der Uni arbeite ich seit April im Schulreferat des Dekanats München und helfe bei verwaltungstechnischen Dingen. Lustiger Weise hab ich das Büro seit meinem Arbeitsantritt erst einmal zum Vorstellungsgespräch von innen gesehen. Seit dem arbeite ich von zu Hause aus und bekomme alle Utensilien per Post zugeschickt. Das Angenehme? Ich kann meine Aufgaben auch in Jogginghose erledigen, ohne dass es jemanden stört und der Weg zum Kühlschrank ist auch nicht weit....Jackpot würde ich sagen!
Hauptsächlich dreht sich dieses Semester bei mir viel um Kirchengeschichte, was irgendwie spannend, aber auch gleichzeitig total verrückt ist, wenn man über Geschichte diskutiert, während man mitten einer Zeit steckt, in der wortwörtlich Geschichte geschrieben wird.
Zusätzlich zu Jogginghose und Kühlschrank in Reichweite hat die Online-Routine noch einen großen Vorteil: Ihr müsst euch keine Sorgen mehr machen, wenn ihr am Vortag Knoblauch gegessen habt, denn: es kann eh keiner riechen!