Miteinander der Berufsgruppen
Viele Gaben, ein Geist
Wie können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Berufsgruppen in der ELKB gut zusammenarbeiten, damit jede und jeder seinen Beitrag zur Erfüllung des Auftrags der Kirche erbringen kann? Im Prozess „Miteinander der Berufsgruppen in der ELKB“ unter der Leitung von Stefan Ark Nitsche wird nach Antworten gesucht.
Herr Dr. Ark Nitsche, was genau meint die ELKB, wenn sie vom „Miteinander der Berufsgruppen“ spricht?
Wir haben uns in einem mehrjährigen Prozess dem Profil des Pfarrberufes gewidmet. Eine der wesentlichen Erkenntnisse war: Wenn wir in Zukunft realisieren wollen, dass vor allem die pastorale Versorgung, die Seelsorge, die Verkündigung, der Unterricht und die Zuwendung zum Menschen den Pfarrberuf definieren und beschreiben, dann müssen wir Pfarrerinnen und Pfarrer von Verwaltungsaufgaben entlasten. Das bedeutet, dass wir uns alle 14 Berufsgruppen in der Landeskirche ganz genau anschauen müssen. Daraus ergibt sich als Folgeprojekt für uns, herauszufinden, was wir tun können, damit alle Berufsgruppen gut, gern und wohlbehalten in ihrem Beruf arbeiten können und stärker noch miteinander arbeiten können.
„Das Miteinander der Berufsgruppen kann eine Chance sein, noch evangelischer zu werden.“
Zur Person
Dr. Stefan Ark Nitsche ist Regionalbischof von Nürnberg und apl. Professor für Altes Testament an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau.
Wie wichtig ist ein gutes Miteinander der verschiedenen Berufsgruppen für die Zukunft der Evangelischen Kirche?
Sehr wichtig. Wir befinden uns im Augenblick in einem großen Transformationsprozess. Wir müssen uns gut aufstellen, um auf die Veränderungen der kommenden Jahre reagieren zu können. Zum Beispiel auch bei der Frage nach der Relevanz von Kirche in der Gesellschaft. Das Miteinander der Berufsgruppen kann eine Chance sein, noch evangelischer zu werden und unser Profil zu schärfen. Wir können die ganze Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln. Wir sorgen dafür, dass jeder Beruf und jedes Engagement den passenden Rahmen bekommt, um die individuellen Stärken optimal zur Entfaltung zu bringen. Das heißt konkret zum Beispiel: Wenn die Pfarrerinnen und Pfarrer durch qualifizierte Kollegen von einer Vielzahl von Verwaltungsaufgaben befreit werden, können sie sich mit noch mehr Engagement und Zeit ihren eigentlichen Aufgaben widmen. Unter Umständen ist es sogar sinnvoll und möglicherweise theologisch geboten, Menschen nicht lebenslang auf eine erlernte Qualifikation festzulegen. Wir möchten Entwicklungsmöglichkeiten, Quereinstiege, individuelle Veränderungsprozesse fördern und nutzen.
Wie werden heute bereits angehende Pfarrerinnen und Pfarrer auf die Arbeit im Team vorbereitet?
Daran arbeiten wir gerade noch. Im Vikariat wird das bereits in einigen Bereichen aufgegriffen. Wir müssen aber verstärkt an das Thema herangehen und herausfinden, an welchen Stellen es überhaupt Sinn macht, gemeinsam zu lernen um miteinander gut zu funktionieren.
Wie kann man das erreichen?
Indem man das Miteinander einübt. Wir müssen das berufsgruppenübergreifende Arbeiten erlernen. Und das bereits möglichst während der Ausbildung. Es muss selbstverständlich sein zu wissen, dass es neben mir andere gibt, die manche Dinge besser können als ich. Außerdem müssen wir unsere Normen daraufhin überprüfen, wo sie hinderlich sind, weil sie zu stark auf eine Person, und das ist in der Regel die Pfarrerin oder der Pfarrer, ausgerichtet sind. Natürlich kann die Mitarbeitergewinnung dabei helfen, indem wir das deutliche Signal aussenden, dass man bei uns in der Kirche vieles sein kann und alle Gaben gebraucht werden.