Vikariat in der ELKB

Konzept

Unter dem Stichwort „Vikariat 2026‘“ ist im September 2023 das neue Konzept zum Vikariat in der ELKB an den Start gegangen.

Die Ausbildung baut auf den neusten pädagogischen Erkenntnissen auf. Inhaltlich und strukturell wurde das Vikariat an die Strategie der ELKB, „Profil und Konzentration“, angeglichen. Neu ist unter anderem eine stärkere regionale Vernetzung in der Ausbildung, ein modulares Ausbildungssystem mit Spzialisierungsmöglichkeiten, sowie das geistliche Mentorat.

Mann mit Bibel und Aktentasche
Das innovative Vikariatskonzept der ELKBfreepik@benwhitephotography

Kirchliche Arbeit in einem Sozialraum findet an vielen »Orten des Evangeliums« statt: An Schulen, in Diakonie, Beratungs- und Fachstellen, bei Fachseelsorge, in Kirchengemeinden und an vielen Schnittstellen von Kirche und Gesellschaft. Deshalb findet die Ausbildung im Vikariat nicht mehr primär in einer Ausbildungsgemeinde statt, sondern an vielen kirchlichen Orten in einer Ausbildungsregion (meist ein Dekanat). Kirche vor Ort ist je nach Region unterschiedlich in ihrer Vielfalt und Vernetzung. Die Ausbildung zum Pfarrer oder zur Pfarrerin soll theologische Leitungs- und Gestaltungskompetenz sowie Rollenkompetenz innerhalb eines solchen Netzwerks stärken. In allen Modulen wird entsprechend in unterschiedlichen Formaten innerkirchliche, ökumenische und sozialräumliche Kooperation eingeübt.

Was ist besonders am neuen Konzept?

  • Die 2 Jahre des Vikariats sind in Modulen strukturiert. Der Aufbau der Module orientiert sich an der Strategie „Profil und Konzentration“ der ELKB. Wenn ein Modul durchlaufen ist, ist es thematisch zwar abgeschlossen, läuft aber als Hintergrundfrage auch in den anderen Modulen mit: Welche Rolle spielt beispielsweise die Dimension der Verkündigung in seelsorgerlichen Kontexten oder in Bildungsprozessen? Durch das Lernen in der Ausbildungsregion werden in allen Themen immer auch die individuellen Herausforderungen eines bestimmten kirchlichen Ortes bedacht und die Vernetzung der unterschiedlichen kirchlichen Player reflektiert.

  • Im Vikariat der ELKB gibt es kein 2. Examen. Die Prüfungen finden modularisiert statt, d.h. jedes Modul wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Je nach Modul kann das eine praktische Prüfung sein (z.B. ein Gottesdienst mit anschließender Reflexion), eine schriftliche Aufgabe von zuhause aus (z.B. ein Projekt aus der Öffentlichkeitsarbeit) oder eine mündliche Prüfung (z.B. im Kirchenrecht). Fachprüfer sind die Fachbegleitungen oder Stundenleitenden am ESP.

  • Eine Besonderheit des Vikariats in der ELKB sind die geistlichen Mentorinnen und Mentoren. Die spirituelle Begleitung findet vollkommen unabhängig von den Bewertungskontexten im Vikariat statt. Die begleitenden Personen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet und öffnen so einen Rahmen, in dem die Vikarinnen und Vikare ihre eigene Spiritualität vertiefen können, Raum für Zweifel und Fragen haben und so ihre pastorale Existenz mit Hinblick auf die geistliche Dimension reflektieren können.

  • Die Ausbildung wird von einem Ausbildungsteam angeleitet. Dazu gehören verschiedene Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner: Ein Hauptmentor oder eine Hauptmentor – sie koordiniert und reflektiert die Ausbildung in der Region vor Ort. Die Studienleitung leitet die Ausbildung im Evangelischen Studienseminar für Pfarrausbildung in der ELKB. Für die einzelnen Aufgabenfelder gibt es zusätzlich vor Ort Fachmentorinnen und Fachmentoren, die einzelne Aufgabenfelder (z.B. Einsatz in der Schule) begleiten. Fachbegleiterinnen und Fachbegleiter stehen jeweils für eine Regionalgruppe zur Verfügung. Dritte Expertinnen und Experten aus der ELKB übernehmen für einzelne Bereiche die Ausbildung (z.B. im Kirchenrecht).

  • Der Einsatz in der Ausbildungsregion wird immer wieder durch Blocktage mit dem Evangelischen Studienseminar für Pfarrausbildung in der ELKB (ESP) unterbrochen. In Bildungshäusern in ganz Bayern reflektieren Vikarinnen und Vikare mit Studienleiterinnen und Studienleitern, aber auch Expertinnen und Experten aus einzelnen Fachbereichen ihre praktischen Erfahrungen in der Ausbildungsregion. Dabei wechseln sich kleinere Inputs, Kommunikationseinheiten, Rollenspiele, Protokollbesprechungen und viele andere Methoden in den einzelnen Modulen ab.
    Eine hohe Bedeutung haben auch die Regionalgruppen, in denen ein Fachbegleiter oder eine Fachbegleiterin Vikarinnen und Vikare in einer kleinen Gruppe anleitet. Dabei wechseln sich Einheiten mit dem Fokus auf Input mit Fokus auf Feedback, etwa bei gegenseitigen Schulbesuchen, ab. An individuellen Studientagen haben Vikarinnen und Vikare die Möglichkeit, das Erlernte selbstständig zu vertiefen.

Die Module im Vikariat

Die Module im Vikariat ELKB

Module im Vikariat

  • Vikarinnen und Vikare lernen Gestaltung unterschiedlichster Formen der Verkündigung, das Verfassen und Inszenieren unterschiedlicher Formen der religiösen Rede, sowie die milieusensible Gestaltung von Kasualien. Wie sieht Verkündigung digital aus? Welche neuen Rituale kann Kirche in einem bestimmten Kontext entwickeln? Vikarinnen und Vikare lernen, was einen Gottesdienst in einer Grundschule unterscheidet von einem Gottesdienst in einer diakonischen Einrichtung oder in einer Jugendkirche. Aber auch der klassische Sonntagmorgengottesdienst, das Feiern von Hochzeiten und Taufen fallen unter dieses Modul.

  • Die seelsorgerliche Ausbildung findet in sozialdiakonischen Einrichtungen, Krankenhäusern, Altenheimen oder Beratungsstellen und in gemeindlichen Kontexten in der Ausbildungsregion statt. Dabei lernen Vikarinnen und Vikare eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme kennen und reflektieren, welche Rolle sie als Pfarrerin oder Pfarrer in multiprofessionellen Teams einnehmen.  Sowohl kommunikative Aspekte wie verschiedene Kommunikationsmodelle, Grundzüge gelingender Kommunikation oder systemische Gesprächsführung werden eingeübt, aber auch thematisches Grundwissen etwa zu Demenz, Trauerprozessen, Suizidalität u.v.m. vermittelt.

  • Hier kommen religiöse Bildung in der Schule, Konfi, sowie Erwachsenenbildung zusammen. Vikarinnen und Vikare lernen das System Schule kennen, entwickeln ihre Rolle als Lehrkraft und Üben Religionsunterricht für verschiedene Schulformen ein. Sie reflektieren aber auch ihre Rolle als Pfarrerin oder Pfarrer in der Schule und die Verknüpfung zu den anderen Modulen, z.B. im Hinblick auf Schulseelsorge oder Schulgottesdienste. Sie gestalten Konfi in der Ausbildungsregion mit und üben Jugendarbeit und Erwachsenenbildung in den lokalen Kontexten ein.

  • In Modul 4 steht Leitungskompetenz im Zentrum: Wie unterscheidet sich Gesprächsführung als Leiter oder Leiterin von seelsorgerlichen Kontexten? Wie lassen sich Teams in einem Sozialraum aufbauen und stärken? Und welche unterschiedlichen Leitungsstile gibt es dazu? Vikarinnen und Vikare beschäftigen sich mit Organisationsentwicklung und Projektmanagement, führen ein eigenes Projekt in der Ausbildungsregion durch und nehmen an einem Betriebspraktikum teil.

  • Kirchenrecht und Öffentlichkeitsarbeit sind über die komplette Ausbildungsphase hinweg den vier Modulen thematisch zugeordnet: In Modul 4 werden z.B. die Kirchengemeindeordnung und das Ehrenamtsgesetz als juristische Perspektive auf das Thema behandelt und das Erstellen von Texten für Gemeindewebsites und digitale Vernetzungstools für regionale Kooperationsprojekte aus dem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit behandelt. Dabei werden die Vikarinnen und Vikare von den Fachexperten, also Kirchenjuristinnen und -juristen, sowie Medienfachleuten der ELKB ausgebildet.

  • In der ersten Phase des Vikariats stehen Leitungsfragen, sowie allgemeine pastoraltheologische und kirchentheoretische Fragen im Vordergrund. Zudem wird der Sozialraum in der jeweiligen Ausbildungsregion erkundet: Wie ist z.B. das Pendelverhalten in einer Region? Welche ökumenischen Kooperationen sind möglich? In welchem Verhältnis stehen diakonische Einrichtungen, kirchliche Werke und Dienste, Schulen, Kirchengemeinden u.a. zueinander?

    In der Profilphase „Mitte“ können Vikarinnen und Vikare entweder Inhalte aus den Modulen 1 und 2 selbstständig vertiefen oder nach individuellen Interessen und Vorlieben diese Phase mit eigenen Schwerpunkten gestalten. Dabei kann auch jahrgangsübergreifend zusammengearbeitet werden oder Fortbildungen mit anderen Berufsgruppen besucht werden.
    Die End-Phase dient dem Übergang zwischen Vikariat und den dann schon bekannten Probedienststellen. Vikarinnen und Vikare können sich so mit Blick auf ihr künftiges Arbeitsfeld in spezifische Herausforderungen einarbeiten (z.B. Finanzen, Verwaltung, unbekannte Schularten, Kindergartenbereich etc.).

„Wir nehmen wahr, dass sich die gesellschaftlichen und kirchlichen Bedingungen rapide verändern. Darauf reagieren wir mit dem neuen Vikariats-Konzept, um unseren Auftrag – mit dem Evangelium nah bei den Menschen zu sein – erfüllen zu können.“

Isolde Schmucker - Referentin für Ausbildung und Personalentwicklung

Wie kommen Vikarinnen und Vikare zu ihrer Ausbildungsregion?

  • Vikarinnen und Vikare sind ein großer Schatz für eine Region. Deshalb bewerben sich in der ELKB Ausbildungsregionen (meist Dekanate) um die Vikarinnen und Vikare. Sie stellen vor, welche Möglichkeiten eine Ausbildung in ihrer Region beinhaltet und welche Arbeitsfelder ihre Region an Besonderheiten zu bieten hat. Daraus erstellt das Ausbildungsreferat im Landeskirchenamt eine Gesamtübersicht über die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze.

  • Die zukünftigen Vikarinnen und Vikare erhalten die ausgeschriebenen Ausbildungsplätze mit Überblicksinformationen und den einzelnen Bewerbungen der Ausbildungsregionen. Diese Übersicht ist der Pool an Einsatzstellen, die für diesen Jahrgang zur Verfügung stehen. Aus diesem Pool geben die künftigen Vikarinnen und Vikare 3 Optionen als ihre Favoriten an und begründen, wieso sie sich genau für diese Optionen interessieren.

  • Das Ausbildungsreferat im Landeskirchenamt teilt aus den 3 Optionen der Vikarinnen und Vikare die jeweiligen Einsatzstellen zu. Dabei spielen alle angegebenen Gründe eine Rolle. Es gibt kein Punktesystem, das bestimmte Interessen systematisch höher gewichtet als andere. Ziel ist: Größtmögliche Zufriedenheit für die gesamte Gruppe.

Weitere Informationen findest du in der Übersicht Vikariat 2026 und im Konzept Vikariat 2026.