Vikariat

Das Vikariat während Corona

Corona hat alle verändert. Auch die Ausbildung zur Pfarrerin oder Pfarrer. Die Vikarin Esther Böhnlein erzählt, wie sie ihr Vikariat in Corona-Zeiten erlebt. 

Die Corona-Krise hat mich fast genau nach einem halben Jahr im Vikariat erwischt. Sechs Monate konnte ich also unbeschwert in verschiedenen Tätigkeitsbereichen meiner Kirchengemeinde in Dörfles-Esbach arbeiten und im Predigerseminar mit den anderen Vikar*innen lernen.

Das Vikariat während Corona
Esther Böhnlein feiert online Andachten in der Krise.privat

Das heißt: Von Februar bis Mai 2020 sollte ich mich auf das Vorbereiten und Halten von evangelischen Religionsunterricht in Grundschule und Gymnasium konzentrieren und nebenher nur sehr wenig in der Gemeinde arbeiten. Plötzlich waren nun auch die Schulen geschlossen und mein Vikariat stand Kopf. Was sollte ich jetzt tun? Für meine Klasse am Gymnasium durfte ich nach kurzer Zeit schon Religionsunterricht für daheim entwickeln. Das ist natürlich erst einmal etwas seltsam, wenn man das Unterrichten gerade erst lernt und sich darin zurechtfinden muss. Meine Grundschulkinder haben zumindest Osterpost von mir bekommen, damit sie ihre neue Religionslehrerin nicht gleich wieder vergessen.

Daneben aber nun kaum in der Gemeinde zu arbeiten? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Schließlich macht mir das Vikariat sehr viel Spaß und so entwickelte ich mit meiner Gemeindementorin ganz neue Formate, um in der Gemeinde tätig sein zu können. Seit Ostern feiern wir nun zwei Mal die Woche eine Andacht über die Videoplattform „Zoom“. 

Liturgische Präsenz vor der Kamera war im Predigerseminar allerdings leider kein Thema. Die ersten Zoom Andachten habe ich noch im Sitzen gehalten, schön bequem auf meinem Bürostuhl. Meiner Mentorin ist dann aber recht schnell aufgefallen, dass es sehr wohl einen Unterschied macht, ob ich sitze oder stehe. Diesen Lerneffekt hätte ich in meinem Vikariat ohne Corona wohl nicht gehabt. Jetzt muss also auch mein Hocker zwei Mal die Woche ran, damit mein Laptop auch hoch genug stehen kann, wenn ich den Menschen den Segen zuspreche.

Wäre das Vikariat nicht so schon abwechslungsreich und spannend genug, fordert es jetzt sicherlich noch mehr Kreativität von mir. Ich bin gespannt, was in den nächsten 21 Monaten noch so alles auf mich zukommen wird!