Reform „Vikariat 2026“
Ausbildung für die Kirche des 21. Jahrhunderts
Ausbildungsreferentin Isolde Schmucker leitet den Reformprozess „Vikariat 2026“ indem das Vikariat für Kirche und Gesellschaft der nächsten Jahre fit gemacht werden soll.
Fun Fact: Die Reform soll bereits deutlich vor dem Jahr 2026 umgesetzt werden.
Frau Schmucker, wieso braucht es überhaupt eine Vikariatsreform? Ist die Ausbildung zurzeit nicht gut?
Selbstverständlich ist die Ausbildung gut! Aber wir nehmen auch wahr, dass die gesellschaftlichen und kirchlichen Bedingungen, von denen die Ausbildung bisher ausgegangen ist, sich rapide verändern. Darauf gehen auch andere landeskirchliche Prozesse, wie etwa PuK (Link) ein. Das muss sich aber auch schon in der Ausbildung niederschlagen. Wir müssen aus die gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen reagieren, um unseren Auftrag – mit dem Evangelium nah bei den Menschen zu sein – erfüllen zu können.
Ein anderer Aspekt ist, dass vermehrt Menschen ins Vikariat kommen, die in bestimmten Feldern schon viele Vorkenntnisse haben. Das sind einerseits Quereinsteiger aus dem Pfarrverwalterstudiengang oder von den Masterstudiengängen für Postgraduierte, die schon länger in einem anderen Beruf gearbeitet haben, aber auch immer mehr „normal“ Studierende bringen Vorerfahrungen aus Auslandsaufenthalten, Nebenjobs, Ehrenämtern und Berufsausbildungen mit. Diesen Schatz wollen wir nicht ignorieren, sondern einbinden.
Wir denken auch, dass es uns zu einem attraktiven Arbeitgeber macht, wenn wir uns nicht von kommenden Entwicklungen überrollen lassen, sondern schon in der Ausbildung Wert darauflegen, Veränderungen bestmöglich zu gestalten.
Das klingt ja nach umfangreichen Veränderungen. Wer war denn alles an der Reform beteiligt, um sicher zu gehen, dass auch die Perspektive unterschiedlichster Strömungen und Arbeitsgebiete eingebracht wird?
Wir haben bisher einen großen Kreis an Akteuren aus unserer Landeskirche beteiligt. Zunächst mal natürlich die Studienleiter des Predigerseminars, einige erfahrene Mentorinnen und Mentoren sowie Probedienstler und Vikarinnen und Vikare, das Prüfungsamt, Vertreter der Fakultäten, der PuK Arbeitsgruppen aber auch Vertreter der Einrichtungen, die wir in die Ausbildung mit einbinden möchten wie z.B. das Gottesdienst Institut, Amt für Gemeindedienst, Gemeindeakademie oder das Religionspädagogische Zentrum. Natürlich wurden auch Vertreter der Berufsgruppen wie VBV und Pfarrer-Verein eingeladen.
Klar, gab es da auch unterschiedliche Vorstellungen, aber alle haben ihre Ideen und ihre Expertise eingebracht. Es ist toll, dass wir eine so breit aufgestellte Kirche haben.
Was sind ihrer Meinung nach die 3 wichtigsten Veränderungen für Vikarinnen und Vikare, die sich jetzt schon abzeichnen?
Zunächst einmal wollen wir ein verschlanktes 2. Examen. Das heißt es soll keine Doppelungen zum 1. Examen mehr geben. Das Examen soll auch nicht mehr so viel mentalen und zeitlichen Raum während des Vikariats einnehmen. Und es soll eine arbeitsplatzbasierte Prüfung sein, das heißt, die Projekte vor Ort, werden Grundlage der Prüfungen sein.
Zweitens wird die Ausbildung modularer. Es wird Pflicht- und Wahlmodule geben. Das erlaubt eine größere Flexibilität für jeden einzelnen. Hier ist auch möglich zu wählen, welche Kompetenzen ich in welchen Arbeitsfeldern der Kirche mir aneignen will.
Weiter bilden wir viel mehr in der Region aus. Je nachdem, wo die Kompetenzen in der Region liegen. Es wird etwa eine Gemeindementorin geben. Gute Jugendarbeit kann etwa in der Nachbargemeinde gelernt werden und Seelsorge kann bei einem Seelsorger z.B. in einem Altenheim zwei Orte weiter ausgebildet werden. Dabei soll auch von Anfang an vernetztes Arbeiten und Teamfähigkeit eingeübt werden.
Und – wenn ich noch ein letztes sagen darf – die Dauer des Vikariats wird von 2.5 auf 2 Jahre verkürzt. Das ermöglicht eine solide Ausbildung in exemplarischer Weise, erfordert aber selbstverständlich, dass berufslebenslang gelernt wird. Diese Haltung setzten wir voraus. Somit fallen die „überflüssigen“ Monate zwischen Examen und Probedienst, in denen man schon fertig mit der Ausbildung ist, aber noch als Vikar bezahlt und behandelt wird, weg.
Mehr Infos zum Vikariat 2026
Das neue Vikariat in Bayern folgt diesen Leitideen:
- Exemplarisches Lernen der Grundaufgaben.
Wer etwa die Grundlogik des Gottesdienstes verstanden hat, sie auch auf andere Formen der Verkündigung in verschiedenen Umgebungen anwenden z.B. Trauung, Taufe oder andere Rituale.
- Lebenslanges Lernen
Das „Lernen“ beginnt nicht mit dem 1. Semester und endet mit dem 2. Examen. Ins Vikariat kann auch etwas aus dem FSJ Gelerntes mit einbezogen werden. So muss aber das Vikariat nicht mehr alles leisten, was man als Pfarrperson irgendwann mal brauchen könnte. Wer im Probedienst oder später auf eine Stelle wechselt, die besondere Kompetenzen oder Wissen erfordert, kann sich dieses dann in eigenen Fortbildungen aneignen. Z.B. eine Stelle mit Geschäftsführung oder einem besonderen Schwerpunkt wie Jugend- oder Seniorenarbeit.
- Stärken der Selbstwirksamkeit
Durch die Pflicht- und Wahlmodule soll ernstgenommen werden, dass inzwischen schon viele Vikare mit Vorkenntnissen kommen und andererseits soll es möglich sein jenseits der elementaren Grundkompetenzen gabenorientiert Schwerpunkte zu setzen.
- Weiterhin hoher Praxisanteil.
Die ELKB hat innerhalb der EKD den höchsten Praxisanteil im Vikariat. Das soll weiter so bleiben. Das Verhältnis soll ungefähr ¾ Erfahrungen in der Praxis und ¼ Reflexion der Praxis sein.
- Früher in Eigenverantwortung kommen.
Die Dauer des Vikariats wird von 2.5 auf 2 Jahre verkürzt. Somit fallen die „überflüssigen“ Monate zwischen Examen und Probedienst, in denen man schon fertig mit der Ausbildung ist, aber noch als Vikar bezahlt und behandelt wird, weg.
- Vernetztes Arbeiten bereits in der Ausbildung und Vielfalt der Ausbilder etablieren.
Es wird etwa eine Gemeindementorin geben. Gute Jugendarbeit kann etwa in der Nachbargemeinde gelernt werden und Seelsorge kann bei einem Seelsorger in einem Altenheim zwei Orte weiter ausgebildet werden. Dabei soll auch von Anfang an vernetztes Arbeiten und Teamfähigkeit eingeübt werden.
- Spiritueller Begleiter als Person des Vertrauens
Einerseits soll hier weitergeführt werden, was schon im Rahmen der KSB begonnen hat, nämlich die Reflexion des Vikars / der Vikarin als spirituelle Person. Andererseits soll hiermit eine Vertrauensperson gänzlich außerhalb des Bewertungssystems etabliert werden, die auch nichts an das Predigerseminar oder die Landeskirche weitergibt.
- Etablierung einer Feedback Kultur
Die in Ausbildung und Beurteilung Tätigen sollen viel stärker in guter Feedback-Kultur ausgebildet werden. Dies soll einerseits die Rückmeldungsprozesse für die Vikarinnen und Vikare deutlich verbessern und andererseits diese Kultur